Alte Postkarten

Die Geschichte einer Brücke und der 'Zur Rauschenburg'

RN-Repro Bader

Ruhr Nachrichten vom 08.06.16
Eine Brücke über die Lippe hat dafür gesorgt, dass aus einem landwirtschaftlichen Betrieb eine erfolgreiche Gaststätte wurde. Wie erfolgreich, das dokumentieren zahlreiche Postkarten, die die Gaststätte ‚Zur Rauschenburg‘ zeigen. in einer Serie vergleichen wir alte Postkarten mit dem aktuellen Olfener Stadtbild. In dieser Folge geht es um eine Familie an einer Brücke, einen Anlaufpunkt für Ausflügler und viele Unfälle.

 

Seit 1878/79 die erste steinerne Lippebrücke gebaut wurde, betrieb die Familie Tenkhoff dort eine Schankwirtschaft. Inzwischen in der vierten Generation. „Seit Tenkhoffs an der Brücke sind, sind sie hier“, sagt Franz-Josef Tenkhoff. Er betreibt heute das Hotel und Restaurant ‚Zur Rauschenburg‘ am Ufer der Lippe.

 

Sein Urgroßvater hat das Haus gebaut. „Damals durfte noch Chausseegeld erhoben werden“, eine Art Maut, um über die Brücke zu gelangen. Denn bis 1968 verlief die Dattelner Straße direkt an der Gaststätte vorbei über die Lippe. Es war die Verbindung zwischen Münsterland und Ruhrgebiet. Viele Ausflügler nahmen diesen Weg – kein schlechter Ort für eine Schankwirtschaft.
Seit den 1930ern gab es dann auch das Hotel, erzählt Franz-Josef Tenkhoff.

 

Negative Seiten

Doch der Olfener erinnert sich auch an negative Seiten der Brücke über die Lippe und der alten Straße. In seiner Jugendzeit in den 60er Jahren habe es „ständig gekracht“: Die Brücke sei schmal gewesen, die Straße dahinter kurvenreich, außerdem führte sie bergab. Vom Fluss kam öfter Nebel und neben der Fahrbahn standen Steine als Begrenzung, beschreibt Franz-Josef Tenkhoff. Die vielen Unfälle, aber auch die zu schmale Brücke, führten dann wohl zu dem Entschluss, die Straße zwischen Münsterland und Ruhrgebiet zu verlagern, vermutet der Olfener.

 

Also bekam die Dattelner Straße einen neuen Verlauf und eine neue Brücke im Jahr 1968. Im Jahr danach bis 1970 wurde die alte Brücke an der Gastwirtschaft ‚Zur Rauschenburg‘ abgerissen. Nun liegt das Gelände auf der anderen Seite der Lippe bis zu zehn Meter tiefer als damals, erzählt Franz-Josef Tenkhoff. Die Böschung sei gleich mit abgetragen worden.

 

Ohne Brücke
Doch auch ohne Brücke direkt an der Wirtschaft blieben die Tenkhoffs dem Gaststättengewerbe treu. Sie gaben in den 70er Jahren sogar ihr zweites Standbein, die Landwirtschaft, auf, um sich ganz auf die Gastwirtschaft zu konzentrieren. So kam es auch dazu, dass das Haus Zur Rauschenburg heute anders aussieht als auf der alten Postkarte. Die Postkarte zeigt die Gebäude wie sie zwischen 1923 und 1935 an der Lippe standen, so Tenkhoff. Denn auf der Karte ist der Fischteich zu sehen, der vor dem Haus angelegt wurde. Danach wurde umgebaut.

 

Die alten Bauernhäuser links auf der Karte wurden in den 1970ern abgerissen, als sich die Familie auf die Gastwirtschaft konzentrierte. Dort steht nur noch eine Garage. Auch das Haupthaus wurde immer wieder umgebaut. „Manche hätten hier gerne wieder einen neuen Übergang“, erzählt Franz-Josef Tenkhoff. Doch der Radweg sei ja gerade erst neben der jetzigen Dattelner Straße erneuert worden. Auch ohne Brücke direkt vor dem Haus sind die Ausflügler der Gastwirtschaft 'Zur Rauschenburg' treu geblieben. 

 

Jessica.Hauck@mdhl.de