Echte Heimat - Heimatverein Olfen 

Digitaler Stadtrundgang - Dortmund-Ems-Kanal

 

Der Dortmund-Ems-Kanal in Olfen

Bereits seit dem 15. Jahrhundert gab es Überlegungen und Versuche, den westfälischen Raum durch einen Kanal mit der Nordsee zu verbinden. Alle diese Bemühungen scheiterten jedoch an technischem Unvermögen oder Grenzstreitigkeiten. Erst als ein Großteil der Region nach dem Wiener Kongress von 1815 unter preußische Verwaltung gestellt wurde, gelang es, dieses ehrgeizige Kanalprojekt zu realisieren. So konnte der Dortmund-Ems-Kanal am 11. August 1899 eingeweiht werden.

 

Die Anforderungen der Industrialisierung und der mit ihr einhergehende gestiegene Transportbedarf machten den Bau notwendig. Der Landtag beschloss deshalb, nach vier Jahren Beratung, am 9 Juli 1886 den Bau des Kanals.

 

Wie rasant die industrielle Entwicklung sattfinden würde konnte man allerdings nicht absehen, deshalb waren bereits seit 1927 regelmäßig Arbeiten zur Verbreiterung und Vertiefung des Kanals notwendig geworden, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden.

 

Der Kanal in Olfen

Im Stadtarchiv Olfen finden sich nur wenige Pläne aus der Bauzeit des Kanals, was wohl darauf schließen lässt, dass die Stadt nur wenig in die Planungen einbezogen wurde. Dass Olfen dennoch Stolz auf den Kanal war zeigt sich nicht zuletzt an den zahlreichen Ansichtskarten aus der Zeit um 1900 und heute, die die unterschiedlichsten Motive des Kanals abbilden. Durch den Kanal war die landwirtschaftlich geprägte Kleinstad Olfen gewissermaßen mit einem Schlag im Industriezeitalter angekommen, auch wenn sich wirtschaftlich kaum langfristige Folgen ergaben, da nur wenige neue Arbeitsplätze z.B. im Hafen entstanden.

 

Während des Baus – er begann 1891 in Olfen, Kirchspiel Sülsen – herrschte jedoch große Betriebsamkeit. Bis zu 4.200 Menschen arbeiteten am Kanal, darunter zahlreiche Holländer, Polen und Italiener. Auch Olfener arbeiteten am Kanal, vermutlich aber nur, wenn sie für diese Saisonarbeit ihre dauerhafte Beschäftigung in Landwirtschaft und Industrie nicht aufgeben mussten.

 

Kunstbauten am Kanal

Einst zierten über 300 sogenannten Kunstbauten, etwa Schleusen oder Brücken, den Dortmund-Ems-Kanal. Mit den Brücken über die Lippe und die Stever sowie der Straßenüberführung an der Oststraße befinden sich gleich drei dieser sehenswerten Bauwerke auf dem Gebiet der Stadt Olfen. Alle drei wurden aus Ruhrkohlensandstein erstellt.

 

Drei-Bogen-Brücke

Das wohl bekannteste dieser Bauwerke ist die historische Kanalbrücke über die Stever. Dank ihrer charakteristischen Bauweise wird sie auch als „Drei-Bogen-Brücke“ bezeichnet, denn sie überspannt die Stever in drei großen Sandsteinbögen. 1894 errichtet ist sie bis heute eines der bekanntesten Olfener Sehenswürdigkeiten. Von ihrer Faszination hat sie seit damals nichts eingebüßt. Inzwischen wurde in ihrer Nähe an der Stever ein Sandstrand angelegt, der sich bei Olfener und Gästen großer Beliebtheit erfreut.

 

Schiefe Brücke

Nicht weniger beeindruckend ist die "Schiefe Brücke" von Olfen, für die, wie für die Anderen Bauwerke am Kanal, der Königlich-Preußische Oberbaudirektor K. Hinckeldeyn verantwortlich war.

 

Der Gewölbeschluss fand am 1. September 1894 statt. Insgesamt wurde an der im Stil des Historismus des späten 19. Jahrhunderts gestalteten Brücke bis 1897 gearbeitet. Besonderen Wert legte man auf die sichtbaren Stirnseiten. Hier verwendete man Eichsfelder Rotsandstein, da er sich auch für die Gestaltung schwieriger Formen eignete.

 

Da sich einst die „Chaussee“ Orts auswärts hinter dieser Brücke teilte - eine in Richtung Selm, die andere in Richtung Lüdinghausen - baute man den Kanal genau an dieser Stelle und so nah an der Stadt. So konnte man einen Brückenbau einsparen. Immerhin musste jeder Stein von Hand geschlagen werden. Der Bau war deshalb mit erheblichem Aufwand und hohen Kosten verbunden.

 

Lippebrücke

Das dritte historisch bedeutende Bauwerk am Kanal ist die Brücke über die Lippe von 1895. In drei Bögen aus Ruhrsandstein mit je 21 Metern Spannweite wölbt sie sich 18 Meter über dem Wasserspiegel der Lippe. Der Brückentrog ist 15 Meter breit und 70 Meter lang.

 

1897 wurde an dieser Stelle ein weiteres für den Kanal sehr wichtiges Bauwerk errichtet: das Pumpwerk. Bis zu seiner Stilllegung im Jahr 1914 versorgte das Pumpwerk den Kanal per Dampfkraft mit Wasser aus der Lippe. Heute sind nur noch wenige Teile der alten Förderanlage und das ehemalige Maschinenhaus erhalten.

 

Die Alte Fahrt

Alle vier Bauwerke liegen an der sogenannten „Alten Fahrt“, dem ursprünglichen Bett des Dortmund-Ems-Kanals. Da im Zeitalter der Industrialisierung der Schiffsverkehr und die Größe der Schiffe ständig zunahmen, war bereits nach 20 Jahren Betriebszeit eine Erweiterung des Kanals notwendig geworden. Hierzu baggerte man das Kanalbett an den Stellen, an denen es möglich war, aus. In Olfen und an einigen anderen Orten war dies kaum möglich, da der Kanal deutlich über dem Niveau der umliegenden Landschaft lag.

 

Um den Kanal nicht über Jahre schließen zu müssen, wurden hier „Neue“ oder „Zweite Fahrten“ mit größerem Querschnitt gebaut. Gleichzeitig nutzte man diese Gelegenheit um den Kanal zu begradigen.

 

Die Neue Fahrt

Zwischen Datteln und Lüdinghausen wurde deshalb zwischen 1927 und 1939 ein neuer Kanalabschnitt gebaut. Der Bau der Neuen Fahrt wurde zunächst Ende der 1920er Jahre als Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme durchgeführt und in der NS-Zeit durch KZ-Häftlinge fertig gestellt. In dieser Zeit nutzte man den Aushub aus dem heutigem Ternscher See um die Kanaldämme aufzuschütten.

 

Die Alte Fahrt spielte danach in der Berufsschifffahrt nur noch eine untergeordnete Rolle. Sie diente lediglich kleineren Kiesschiffen als Wasserstraße, die auf dem Weg zum alten Hafen nach Olfen waren.

 

Der nunmehr gewerblich uninteressant gewordene Alte Kanal bekam stattdessen einen höheren Reiz für Wassersportler und Angler. Vor einigen Jahren wurde die Alte Fahrt bei Datteln ganz vom neuen Lauf des Dortmund-Ems-Kanals abgetrennt. Der Olfener Hafen wurde weitestgehend verfüllt und in den Jahren 2015/2016 völlig neu gestaltet. An einigen Stellen wurde die Alte Fahrt inzwischen ganz abgebrochen.

 

JLH