Die Geschichte Olfens - Ausgrabungen in Olfen

Funde in Olfen in der Nähe der Stever

vor dem Bau des Naturfreibades - immer noch wertvolle Funde in Olfen

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Archäologen auf der Zielgeraden

Ruhr Nachrichten vom 07.03.09

 

OLFEN • Die ersten Bagger, LKW und Baumaschinen sind angerückt. Die Erschließungsarbeiten für das Olfener Naturfreibad haben am Donnerstag begonnen.

 

Währenddessen gehen die archäologischen Arbeiten im Bereich des künftigen Freibads weiter. Und immer noch machen die Wissenschaftler spektakuläre Entdeckungen.

 

"Erst am vergangen Freitag haben wir eine zweite bronzezeitliche Fibel auf dem Olfener Gelände gefunden", teilte Ausgrabungsleiter Michael Esmyol mit. Dabei handelt es sich um eine Gewandnadel, mit denen die Menschen in der Bronzezeit ihre Kleidung zusammenhielten. "Sie ist verziert und gestylt. Die erste Fibel haben wir hier im vergangenen Jahr gefunden. Das ist schon etwas ganz Besonderes für einen Archäologen", sagt der Grabungsleiter. Denn bisher seien nur fünf solcher Gewandnadeln in ganz Westfalen bekannt. Der Fibel-Fund sei genau so bemerkenswert wie die Entdeckung des 3600 Jahre allen Langhauses. Das Olfener Bronzezeit-Langhaus ist überhaupt erst das vierte seiner Art in Westfalen.

 

Zwei bis drei Wochen, schätzt Michael Esmyol , werden die Wissenschaftler noch brauchen. „Wir müssen noch eine kleine Ecke untersuchen. Die liegt aber außerhalb des Erschließungsbereiches für das Freibad. Wir kommen uns also nicht in die Quere."

 

Fast 1000 Einzelfunde haben die Archäologen in Olfen zu Tage gefördert. Für die Forscher ist dieses Gelände wertvoller als ein Sechser im Lotto. Denn Funde solcher Güte machen sie nur alle paar Jahrzehnte.

• mam


Archäologische Funde können 2010 in Olfen ausgestellt werden

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Glasperlen und Fibeln
Ruhr Nachrichten vom 19.03.09

OLFEN • Einer antiken Brandschatzung sind die Archäologen am Olfener Naturbad auf der Spur. Kürzlich fanden sie Webgewichte und Glasperlen zusammen mit einer größeren Menge verkohlten Getreides aus der Zeit um 50 vor Christus.

 

"Das Getreide war für die Menschen eigentlich viel zu wichtig, als dass sie es in einer Abfallgrube verbrannt hätten", sagt Grabungsleiter Michael Esmyol. Deshalb könnte es tatsächlich einen Überfall gegeben haben, bei dem das Haus, in dem das Getreide lagerte, den Flammen zum Opfer fiel.

 

So leisten sich die Archäologen in ihren letzten Wochen auf dem Olfener Grabungsgelände den Spaß, ein wenig zu spekulieren. Ansonsten geht es aber streng wissenschaftlich zu. Und dank ihrer Sorgfalt haben Michael Esmyol und seine Leute zuletzt noch einige spektakuläre Funde ausgebuddelt.

 

Ende Februar hatten sie in Olfen die zweite bronzezeitliche Gewandnadel entdeckt. Von solchen Fibeln hat man in ganz Westfalen vorher nur fünf Exemplare gefunden.

 

Und in den letzten Tagen förderten die Experten Bruchstücke von keltischen Glasarmreifen, Gewichte von Webrahmen und drei Glasperlen aus der Zeit um 150 bis 50 vor Christi Geburt zu Tage. Zwei Perlen sind gelb, eine ist glasklar. Vor allem die klare Perle sei sehr selten, betont Michael Esmyol. Sie muss vor 2000 Jahren aus Süddeutschland nach Olfen importiert worden sein.

 

Fast 1000 Fundstücke haben die Archäologen auf dem Olfener Gelände in einem Jahr ausgegraben. Das war für Michael Esmyol eine der ergiebigsten und bedeutendsten Fundstätten seines bisherigen beruflichen Lebens. Seit dem 14. April 2008 ist er in Olfen. Kurz vor Ostern wird die Arbeit wohl beendet sein.

 

Die Grabung in der Steverstadt ist Esmyol nicht nur wegen der archäologischen Volltreffer ans Herz gewachsen. Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt lobt er in den höchsten Tönen: "Das war große Klasse. Die Verwaltung und der Bauhof haben uns unterstützt, wo sie konnten."

 

Dafür wird die Stadt belohnt. Wenn die Fundstücke wissenschaftlich aufgearbeitet sind, können sie in Olfen ausgestellt werden. Schon im nächsten Jahr, wenn das Naturbad eingeweiht wird. Dies wird auch in einem Abschlussgespräch Thema sein, das die Archäologen demnächst mit dem Bürgermeister führen wollen. • mam

 

Funde aus acht Jahrtausenden

Nur aus der Zeit von Christi Geburt bis etwa 500 haben die Archäologen auf dem Olfener Gelände nichts gefunden, weil die Menschen damals umherzogen und nicht in festen Häusern wohnten. Die wichtigsten Funde der übrigen Epochen:

 

Mittelsteinzeit (6000 v. Chr.): Schlagplatz zur Bearbeitung von Feuersteinen.

 

Frühe Bronzezeit (ab 2000 v. Chr.): Pfeilspitze und ein Grab, in dem der Körper des Verstorbenen komplett bestattet wurde.

 

Mittlere Bronzezeit (1700 bis 1300 v. Chr.): Grundriss eines Langhauses und ein Grab, in dem die verbrannten Reste des Verstorbenen in Körperform ausgelegt wurden.

 

Jüngere Bronzezeit (ab 1300 bis 1000 v. Chr.): mehrere Urnengräber und zwei Gewandnadeln (Fibeln)

 

Vorrömische Eisenzeit (ab 1000 v. Chr.): Urnengräber und Gräber, in denen die verbrannten Reste der Verstorbenen in Lederbeuteln oder Holzkisten beigesetzt wurden.

 

Späte Eisenzeit (100 bis 50. v. Chr.): keltischer Glasschmuck, Siedlungsreste, Gewichte von Webrahmen.

 

Frühes Mittelalter (6. und 7. Jahrhundert): Siedlungsreste.

 

Hochmittelalter (10. bis 12. Jahrhundert): Grubenhäuser

 

Spätmittelalter bis 16. Jahrhundert: Siedlungsreste.

 

RN-Fotos Münch


Jahrtausendalte Fundstücke von Bohrungen im Naturbad werden nun ausgestellt

Diese Spangen wurden vor Tausenden von Jahren an der Kleidung getragen.
Foto: Woesmann

Retten, was zu retten ist

Ruhr Nachrichten vom 16.04.10

OLFEN • Bürgermeister Josef Himmelmann war sichtlich stolz. „Das hier ist eine erhebliche Bereicherung unseres Wissens."

 

Was den Bürgermeister so stolz macht, ist auf den ersten Blick recht unscheinbar. Ein paar alte Gefäße, ein paar Glasperlen und alter Schmuck. Doch in ihnen steckte Geschichte, sogar jahrtausendealte Geschichte über Olfen. Bei ersten Bohrungen für das geplante Naturbad waren vor Jahren alte Funde aus Steinzeit und Bronzezeit gefunden worden. Mit viel Aufwand wurden diese Funde geborgen und aufbereitet.

 

Vitrinen

„Von Anfang an war der Wunsch da, dass die Funde auch in Olfen bleiben", so Himmelmann. Und die Funde blieben in Olfen. Zu bestaunen sind einige der Funde ab sofort in der Volksbank-Filiale. Zwei große und eine kleine Vitrine zeigen einen Querschnitt, was Ausgrabungsleiter Michael Esmyol und seine Kollegen aus dem Olfener Boden gehoben haben. Insgesamt 1,6 Hektar wurde untersucht. „Dies ist die einzige Möglichkeit, die Spuren aus dem Boden zu retten", betonte Professor Dr. Michael Rind vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Man müsse versuchen, „zu retten, was zu retten ist". Denn sonst seien die Spuren der Vergangenheit für immer zerstört.

 

Dauerausstellung

In Olfen habe dies aber gut geklappt. Auch wenn sich der Bau des Naturbades so um ein Jahr verzögert hat, stellte Himmelmann fest. „Die Ausgrabung hat sich gelohnt." Dem konnte Prof. Rind nur beipflichten. „Der Aufwand hat sich für alle gelohnt!"

 

Nach der Ausstellung in der Volksbank ist geplant, eventuell eine dauerhafte Ausstellung mit noch mehr Exponaten einzurichten.

• Text und Bild: RN- Woesmann