30-jähriger Krieg in Olfen

1623 - "Wigbold Olphen"

Wilhelm Holtmann
Wilhelm Holtmann

von Wilhelm Holtmann Olfen, Januar 1989

Lehrer an der Volksschule in Olfen

 

Christian, Herzog von Braunschweig, Lüneburg, Wolfenbüttel, evangelischer Bischof und Administrator des Bistums Halberstadt - genannt der "Tolle Christian von Braunschweig" - war auch in unserer Gegend raubend und plündernd tätig. Wenn die kleineren Ortschaften im Münsterland nicht in barer Münze oder mit Naturalien zahlen konnten, kam es von der Soldeska zu Belagerungen, Plünderungen, Brandschatzungen, Erpressungen, Vergewaltigungen, Mord und Totschlag.

 

Mit seiner Reiterei von Seppenrade kommend, wollte er auch unser "Wigbold Olphen" erobern und plündern. Aber Olfen war seit dem Jahre 1592 befestigt mit einem hohen Wall aus Holzpalisaden und einer Dornenhecke. Vor dem Stadtwall umzog ein Wassergraben unser "Wigbold Olphen" (Das Wappen unserer Stadt "WO" bedeutet Wigbold Olfen; Wigbold = Marktflecken, Stadtkern).

 

Die ehemaligen Stadtbefestigungen sind heute noch erkennbar durch die kleinen Straßen: Westwall, Nordwall, Ostwall und Südwall. Der Stadtgraben, der im Mittelalter 17 Fuß breit und 7 Fuß tief (1 Fuß = 29,3 cm) war, ist heute zugerohrt. Durch drei Stadttore gelangte man in die Stadt Olfen. Bei Gefahr im Verzuge und abends wurden die Zugbrücken hochgezogen und die mit starken Bohlen befestigten hölzernen Tore verriegelt. Die erste Toreinfahrt befand sich in der Nähe der ehemaligen Gaststätte Wember an der Oststraße, die zweite "an-ne Poart" und die dritte an der alten Post an der Neustraße.

 

Die Bewohner der Stadt Olfen konnten den Angriff der Söldner erfolgreich abwehren; die Truppen des Tollen Christians zogen sich nach Stadtlohn zurück, wo im Jahre 1623 "die Schlacht im Lohner Bruch'' stattfand, in der das Heer des Tollen Christians von dem kaiserlichen Feldherrn Tilly vernichtend geschlagen wurde. In dieser Schlacht wurde Christian schwer verwundet und seine linke Hand musste amputiert werden Er ließ aus diesem Anlass Gedenkmünzen prägen, die die Aufschriften trugen: "Altera restat" (die andere Hand ist noch dran) und "Gottes Freund, des Pfaffen Feind".

 

Die Stadt Olfen hat dieses geschichtliche Ereignis nicht vergessen und eine Straße nach dem Tollen Christian benannt:

"Brunswicker Straße" (Braunschweiger Straße).

 

Annette von Droste-Hülshoff schrieb in ihrem Epos „Die Schlacht im Loener Bruch“:

 

"Doch wo der tolle Braunschweig senkt, 

da ist die Gnade gar verdrängt, 

Wenn des Korsaren Flagge gleich, 

Sein Banner weht im Flammenreich 

Die Kirchen ihres Schmuckes bar, 

die Priester am Altar erschlagen, 

Sie können ohne Worte sagen, 

daß hier der tolle Herzog war."