Echte Heimat - Heimatverein Olfen 

Digitaler Stadtrundgang - Kriegerdenkmal / Mahnmal

 

Bilholtstraße/ Ecke „Zur Geest“

An dieser zentral gelegenen Kreuzung Olfens, der Ecke Bilholtstraße/ Zur Geest, stand in den Jahren von 1935 bis 1966 das große Olfener Kriegerehrenmal. Zunächst in Erinnerung an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs, nach dem Zweiten Weltkrieg in erweitertem Gedenken als Mahnmal für alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.

 

Während der NS-Zeit versuchten die Nationalsozialisten das Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs für sich zu instrumentalisieren. Die Gefallenen der vorhergegangenen Kriege wurden als „Vorkämpfer“ der nationalsozialistischen Sache bezeichnet. Auch in Olfen versuchten die lokalen NSDAP-Eliten das Gedenken an die Kriegstoten für sich zu vereinnahmen. Daher setzte sich NSDAP-Ortsgruppenleiter und Bürgermeister Plücker bereits seit 1933 für die Errichtung eines neuen Ehrenmals ein.

 

Neues Ehrenmal 1935

Wie schon 1890 und 1927 war auch bei den Planungen zum Bau des neuen Ehrenmals im Jahr 1935 der Olfener Kriegerverein involviert. Er setzte sich seit 1934 erneut für den Bau eines weiteren Kriegerdenkmals zu Ehren der 112 Gefallenen Olfener Soldaten des Ersten Weltkriegs ein. Die Stadt stellte dem Verein dazu ein Grundstück in der Geist zur Verfügung.

 

Die Grundsteinlegung fand dort am 4. Juni 1935 unter Beteiligung des Vorstandes des Kriegervereins, „der Kriegsbeschädigten-Abordnung“, der Arbeiter, des Bauunternehmers Grundmann und des Ortsgruppenleiters und Ehrenbürgermeisters Plücker statt.

 

Im Zentrum des monumentalen Denkmals befand sich der Reichsadler mit dem Hakenkreuz. Die Schlusssteinlegung und Einweihung des neuen Denkmals erfolgte am 1. September 1935 mit einem großen Festakt, nur drei Monate nach der Grundsteinlegung. Auf sein neues Kriegerehrenmal war das Amt Olfen offenbar sogar so stolz, dass man eine Abbilddung desselben als Werbung für Touristen in ein Fremdenverkehrsprospekt über Olfen aufnahm.

Im Jahr 1936, nicht lange nach der Einweihung des neuen Ehrenmals wurde dann das alte, als nicht mehr zeitgemäß empfundene Denkmal von 1890, auf dem Marktplatz abgerissen.

 

Nach Kriegsbeginn 1939 wurden auch die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs in die nationalsozialistische Heldenverehrung einbezogen. Insgesamt fielen während des Zweiten Weltkriegs mindestens 178 Soldaten aus Olfen. Deutlich mehr als 800 Männer aus Olfen waren während des Krieges zur Wehrmacht eingezogen worden.

 

Umgestaltung des Ehrenmals nach 1945

Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete auch für die Frage des Umgangs mit (Krieger-) Denkmalen einen enormen Einschnitt. Die nationalsozialistischen Verbrechen machten eine Fortführung altbekannter Traditionen einer „Kriegerehrung“ unmöglich. Das Gefallenengedächtnis sollte seinen nationalistischen Character verlieren. Bereits im Mai 1946 hatten die Alliierten zudem bestimmt, dass Denkmäler mit nationalsozialistischem Character entfernt werden mussten. Nur in Ausnahmefällen sollte es genügen, einzelne „zu beanstandende Teile“ zu entfernen. Durch diese Ausnahmeregelungen wurde allerdings die praktische Umsetzung dieser Anordnung insgesamt in Frage gestellt. Dies zeigt auch das Beispiel Olfen. 

 

Umgestaltung des Kriegerehrenmals

Auch in Olfen wurde nach dem Krieg eine Modifikation des alten Kriegerehrenmals notwendig. Obwohl es erst 1935 und auf maßgebliche Initiative des damaligen Amtsbürgermeisters und NSDAP-Ortsgruppenleiters Plücker errichtet worden war, wurde es nicht abgerissen, sondern nur umgestaltet. Der Amtsdirektor erklärte dies in einem Schreiben an den Oberkreisdirektor in Lüdinghausen am 23. Juni 1948 folgender Maßen:

 

„Das im Amtsbezirk Olfen vorhandene Kriegerdenkmal wurde nicht entfernt, da dieses nur zur Erinnerung an verstorbene Mitglieder gewöhnlicher Militärorganisationen errichtet wurde.“

 

Man entfernte zunächst lediglich den Adler mit dem Hakenkreuz. Zwischen 1950 und 1953 erfolgte dann eine weitere Umgestaltung des alten Ehrenmals. An der Stelle des entfernten Adlers wurde 1950 ein kupferbeschlagenes Kreuz errichtet. Zudem erfolgte eine Erweiterung der Widmung des Denkmals auf zivile Kriegsopfer.

 

1952 wurde in der Bundesrepublik ein neues Gräbergesetz erlassen, das auch Einfluss auf die Frage hatte, wem Ehrung durch ein Ehrenmal zukommen sollte. Mit dem „Gesetzt über die Sorge für die Kriegsgräber (Kriegsgräbergesetz)“ vom 27. Mai 1952 konnte das dauernde Ruherecht auf einen deutlich größeren Personenkreis erweitert werden. Eine Einschränkung auf Soldaten schien angesichts einer „totalen“ Kriegsführung nicht mehr möglich.

In der endgültigen Fassung des „Gesetz über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“ vom 1. Juli 1965 wurden dann in §1 alle Opfergruppen gleichberechtigt genannt: Gefallene des Ersten Weltkriegs, Personen, die in Folge eines militärischen Dienstes, ihrer Kriegsgefangenschaft, unmittelbarer Kriegseinwirkungen, nationalsozialistischer Gewaltmaßnahmen, Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone oder Ostberlin, Flucht und Vertreibung, Verschleppung, Internierung oder Zwangsarbeit zu Tode kamen oder getötet wurden sowie Opfer aus internationalen Flüchtlings-Sammellagern. Infolgedessen kam es im Denkmalsbereich zu einer Begriffsverschiebung. Statt der Bezeichnung „Kriegerdenkmal“ wurde nun häufig die Bezeichnung „Mahnmal“ genutzt. Diese begriffliche Umbenennung schloss auch eine Aufgabe der Glorifizierung des Soldatentums mit ein.

 

Die Novellierung des Gräbergesetztes im Jahr 1965 war auch eine Antwort auf Diskussionen der 1960er Jahre, ob eine Fortführung der „Kriegerehrung“ nach Weimarer Vorbild in der Bundesrepublik noch zeitgemäß war. Alle Totengruppen sollten nun die gleiche öffentliche Aufmerksamkeit erhalten und neue Mahnmäler umfassender und gleichermaßen für alle Verstorbenen konzipiert werden. Zweifel wurden laut, ob das hergebrachte öffentliche Totengedenken und die Errichtung von Mahnmalen überhaupt noch angebracht waren.

 

Das Mahnmal im Stadtpark (seit 1966)

Im Zuge der Endwidmung des alten Friedhofs im Zentrum der Stadt und der Umwandlung des Areals in einen Stadtpark, wurde auch das Ehrenmal von seinem Standort an der Bilholtstraße in den neugeschaffenen Stadtpark versetzt.

Bereits bei den ersten Planungen für die Umgestaltung des alten Friedhofs im Jahr 1964 hatte der Rat beschlossen, eine mögliche Versetzung des Ehrenmals zu berücksichtigen. Nachdem das Gelände bereits im Jahr 1965 eingeebnet worden war, begannen die Stadtarbeiter im März 1966 mit der Umgestaltung der alten Friedhofsfläche in einen Park und mit der Anlage der Spazierwege.

Im Jahr 1966 wurde auch das Ehrenmal auf das Gelände des ehemaligen Friedhofs versetz und dort neu eingeweiht. Die Bronzetafeln des Ehrenmals wurden an den neuen Standort übernommen und auf zwei neu errichteten Sandsteinblöcken angebracht. Das alte Kreuz wurde durch ein neues Kreuz aus Brasilkiefer ersetz.

 

Auf den Flächen an der Bilholtstraße entstand später ein neues Baugebiet in dem 1967 Bauarbeiten für Wohn- und Geschäftshäuser begannen. Es entstanden unter anderem Gebäude für die Volksbank, die Sparkasse, eine Apotheke, eine Arztpraxis und einen Friseur.

 

Literatur: Leushacke, Johannes: Kriegerdenkmäler, Ehren- und Mahnmale in Olfen seit 1876. In: Geschichtsblätter des Kreises Coesfeld, 46, 2021. S.199-248