Geschichte von Texas in Olfen


Amerikaner aus Olfen in Texas besuchen Olfen

Amerikaner in Olfen - RN-Foto: Wolters

 

Mo, 11.09.17 - in St. Vitus
Ruhr Nachrichten vom 12.09.17
Aus Olfen in Texas haben gestern 41 Amerikaner die Steverstadt besucht

Sie sind gespannt. Sie haben viele Fragen. Denn sie sind auf Spurensuche. Das Besondere: Auch die Reisenden sind Olfener. Sie stammen aus Olfen in Texas. Ihre Vorfahren sind vor mehr als 150 Jahren nach Amerika ausgewandert.

 

Sie waren in München, Trier, zuletzt in Köln. Gestern nun in Olfen. „Das ist das absolute für alle Highligth“, sagt Reiseleiter David Mateos voller Überzeugung. Die Pilgerreise nach Deutschland sei ausgelegt auf den Heiligen Bonifatius, den Patron der christlichen Gemeinde im texanischen Olfen. Doch viele der Reiseteilnehmer seien mitgefahren, weil sie auf der Spur ihrer eigenen Vorfahren seien, sagt Mateos.

 

Grußworte
Als Reiseleiter spricht er deutsch und übersetzt in der St.-Vitus-Kirche - dem Treffpunkt der Zusammenkunft - die Grußworte des zweiten stellvertretenden Bürgermeisters Heinrich Vinnemann und Ludger Besse, der als Vorsitzender des Heimatvereins und Mitglied im Kirchenvorstand Fragen zur Stadt- und Kirchengeschichte beantworten kann.

 

Doch einige der Reisegruppe sind nicht zum ersten Mal in der Stadt ihrer Ahnen. Zum Beispiel Nell Edmiston. Sie war bereits vor vier Jahren zu Besuch. Und aufgefallen sind ihr gleich Veränderungen im Kirchenraum. Ludger Besse erklärt der gesamten Gruppe also die umfangreichen Renovierungsarbeiten, wie die Umsetzung des Taufsteins und die Erneuerung der Orgel. Er sagt auch, dass die 1895 eingeweihte Kirche – die vierte an diesem Standort - bei den Vorfahren der Reisegruppe nicht bekannt sein dürfte. Als „Great Job“ bewertet Nell Edmiston die Renovierungsarbeiten. Großartige Arbeit.

 

Olfen in Texas

Wie sie denn Olfen in Texas beschreiben würde?

Als landwirtschaftlich geprägte Region. Flachland, dünn besiedelt. Nachbarn? Mangelware. Oft kilometerweit entfernt. Immerhin ist allein der Bundesstaat Texas 30 mal so groß wie Deutschland.

Das Wetter? Trocken. Oft würden sie für Regen beten. Gerade die Farmer, wie es viele in der Reisegruppe sind. Vom jüngsten Hurrikan „Harvey“ in Texas seien sie nicht betroffen gewesen. „Zu weit entfernt“.

 

Die Vorfahren von Nell Edmiston sind 1846 in die USA ausgewandert. Unweit der Vitus-Kirche soll die Heimat ihres Ur-Ur-Urgroßvaters gewesen sein. Noch heute hat sie Verbindungen in die Region. Mit der Familie Halfmann wohnen Cousin und Cousine in Selm. Carol Jean Weishuhn Holtmann hat sogar gleich einen Stammbaum parat. Der Nachname ihres Vorfahrens aus Olfen „Hoelscher“. Auf ihn geht die Gründung des Ortes Olfen in Texas zurück.

 

St. Bonifatius

Zum ersten Mal in der Steverstadt ist dagegen Father Sam Matthiesen. Der 31-Jährige ist der Priester der St. Bonifatius Gemeinde im texanischen Olfen. Dort ist er aufgewachsen und sagt, dass er begeistert sei, nun im „Original Olfen“ zu Gast zu sein. Im originalen Olfen.

 

Als Gastgeschenk nimmt er von Ludger Besse ein Kreuz für seine Heimatgemeinde entgegen, von Heinrich Vinnemann ein Bildband über die Stadtgeschichte Olfens im Münsterland. Jeder der Gäste bekommt von der Stadtverwaltung darüber hinaus ein Präsent. Das Highlight der Tüte mit Geschenken: Ein kleiner Esel aus Stoff als Symbol für die Steveraue.

 

Anschließend feiert die Gruppe in der Vituskirche einen gemeinsamen Gottesdienst.

 

Friedhof

Die aktuelle politische Situation in den USA ist dagegen kein Thema für die Mitglieder der Reisegruppe. Andere Fragen sind heute interessanter. Immer wieder macht das Wort „Cementery“ die Runde. Übersetzt bedeutet das: Friedhof.

 

Wo ist der alte Friedhof? Die Amerikaner möchten die Stätte sehen, an dem ihre Ahnen begraben sind. Hierzu kann Ludger Besse Aufklärung bieten, muss aber gleichzeitig für eine Enttäuschung sorgen. Den alten Friedhof der Steverstadt gibt es nicht mehr, an dieser Stelle ist heute der Stadtpark angelegt. Ein Kreuz und einzelne Grabsteine erinnern an die Umwidmung. Die Texaner besuchen die Stelle trotzdem. Zu spannend ist es für sie, den Punkt zu besuchen, an dem ihre Vorfahren begraben sind.

 

Malte Bock