Lebendiges Heimathaus

Schülerbesuche gehören zum Programm des Heimathauses (Fotos: WAZ, Archiv, R. Raffalski )
Schülerbesuche gehören zum Programm des Heimathauses (Fotos: WAZ, Archiv, R. Raffalski )

WAZ 13.02.07

Gegen Langeweile gibt es in Olfen ein kostenloses Rezept: den Heimatverein mit seinen aktiven Mitgliedern und nahezu zahllosen Angeboten für sinnvolle Freizeitgestaltung.

Maria Niermann

 

„Bis auf einige wenige Gewerke ist unser Heimathaus in Eigenleistung entstanden" sagt Albert Kortenbusch, Vorsitzender des Heimatvereins Olfen nicht ohne Stolz. Heute ist das Haus voller Leben. Hier wird Doppelkopf gespielt und Silvester gefeiert, hier wird bei der Meisterstunde gefachsimpelt und beim Frauenfrühstück geschlemmt, hier finden Bücherlesungen statt oder werden Vorträge gehalten, hier werden Schulklassen informiert, hier wird getanzt und gesungen.

Beim Heimatfest zeigt Karl Sebbel das Korbmacherhandwerk.  (Fotos: WAZ, Archiv, R. Raffalski)
Beim Heimatfest zeigt Karl Sebbel das Korbmacherhandwerk. (Fotos: WAZ, Archiv, R. Raffalski)

Als das Heimathaus fertig gestellt war, ruhten die Handwerker im Verein nicht. In den Jahren danach entstand am Radweg Emden-Dortmund eine Wetterhütte. „Wir erhalten immer wieder Anfragen von Wandergruppen, die unsere Hütte als Rastplatz nutzen wollen", berichtet Albert Kortenbusch. „Im Anschluss bekommen wir viel Lob für die handwerklich gut gezimmerte Hütte."

Die Renovierung der Wegekapelle am Steverstrand und der Spartakistengräber in Eversum gehen ebenfalls auf das Konto des Heimatvereins. Das neueste Projekt der nimmermüden Handwerker ist ein Backhaus, das in diesem Jahr zwischen Heimathaus und Vitusstift entstehen soll. „Dabei hat sich unsere Handwerker-Gruppe auch immer wieder gewandelt: Einige konnten uns nicht mehr helfen. Neue kamen hinzu", berichtet der Vorsitzende.

 

Aber es wird nicht nur handwerklich gearbeitet im Heimatverein. Die Mitglieder kümmern sich im Arbeitskreis Geschichte darum, dass nichts in Vergessenheit gerät. Insbesondere Ludwig Pago und Bernhard Wilms entdecken immer wieder Neues. Ihre Erkenntnisse werden in Schriften veröffentlicht. Es geht um Wegekapellen und -kreuze oder um Juden in Olfen oder um die Einheitsschulen. Der Arbeitskreis lädt Autoren zu Lesungen ein oder zeigt Filme, die im Anschluss diskutiert werden, oder er lädt zu Fahrten ein, die immer auch einen historischen Hintergrund haben.

 

Im Arbeitskreis Wandern kommen die Wanderer und Radfahrer zum Zuge. Am Samstag nach Karneval wird traditionell gewandert. "... zur Erholung", schmunzelt Albert Kortenbusch. Im Sommer findet eine Halbtageswanderung statt, im Herbst gibt's die Abschlusswanderung. Zwischendrin wird 14-tägig geradelt.

 

Die Folkloregruppe unter Julia Rudolph tanzt alle zwei Wochen im Heimathaus und tritt bei Olfener Festen auf. Bei Heimatabenden zeigen die Mitglieder Sketche und Theaterstücke in plattdeutscher Sprache, der noch junge „Plattdütske Singekring" probt einmal monatlich unter der Leitung von Albert Huesmann. Er hat ein Buch mit mehr als dreißig Liedern zusammengestellt - die ersten Auftritte sind absolviert.

 

Der Verein ist zu aktiv, als dass schon alle Aktivitäten genannt wären: Der Lehrpfad mit den 70 Laubbäumen soll den Menschen die Natur näher bringen, die Statuen von Bischof Wolfhelm und dem Heimatdichter Bernhard Holtmann sollen an wichtige Persönlichkeiten Olfens erinnern, die Bronzeplatte auf der Neustraße erinnert an den Olfener Brand, die viertägige Fahrradtour, die Unterstützung des Musikcorps beim Hafenfest, und ...

 

Aber, wie so viele Vereinsvorsitzende, beklagt auch Kortenbusch den Mangel an Nachwuchs. Dabei bietet doch gerade dieser Verein so vielen Menschen mit unterschiedlichen Interessen eine Heimat.

 

1987 schlug die Geburtsstunde

"Alle umliegenden Orte hatten bereits einen Heimatverein. Da meinten im Jahr 1987 einige Olfener, es sei an der Zeit auch einen solchen Verein zu gründen", erzählt der jetzige Vorsitzende Albert Kortenbusch. So kam es am 28. Juni 1987 zur Gründung des Heimatvereins Olfen. Die Gründer um Albert Knümann, Heinz Voss, Leo Schulze Althoff, Theo Dahlmann und Bernhard Wilms schrieben sich die Vermittlung von Heimatkunde und Stadtgeschichte, Brauchtumspflege, Förderung der plattdeutschen Mundart und die Verschönerung des Stadtbildes auf die Fahnen. Im zwanzigsten Jahr seines Bestehens ist der Verein mit seinen 550 Mitgliedern einer der größten Olfens, und seine Mitglieder sind voller Ideen, Idealismus und Engagement. Prunkstück des Vereins ist sicherlich das Heimathaus, das im Jahr 2002 eingeweiht wurde.