Alte Postkarten

Marktstr., Funnenkampstr., Frh.-v.-Stein-Str. und Nordstr. - Olfener Brand und seine Folgen

Fotos: Leushacke

Ruhr Nachrichten vom 25.08.16 

Warum hat Olfen keine enge Altstadt?

In seinen Grundzügen geht die Stadt Olfen auf das Mittelalter zurück. Doch manche Straßen im Ortskern sind erst gut 150 Jahre alt. Heute sehen sie zum Teil noch so aus, wie vor einem Jahrhundert.

 

Das zeigen alte Postkarten, die Johannes Leushacke vom Olfener Heimatverein gesammelt hat. Er hat nachgeforscht, wie sich die Straßenzüge im Laufe der Jahrzehnte entwickelt haben und was bis heute erhalten ist.

 

Marktstraße

Der Brand von 1875 machte umfangreiche Wiederaufbauarbeiten notwendig. Diese Notwendigkeit nutzte man, um einige Straßen neu anzulegen und andere zu verbreitern. Damals wurde auch die Marktstraße bis zur Oststraße durchgebaut. Vor dem Brand endete sie in einer Sackgasse ungefähr auf Höhe der ehemaligen Gaststätte Hellmann.

Die ursprünglichen Planungen sahen vor, dass sowohl die Marktstraße als auch die Neustraße so breit angelegt werden wie die Kirchstraße. Doch die Olfener wollten keine so breiten als 'Napoleonstraßen' bezeichnete Straßen. Vermutlich lag es aber auch daran, dass Anlieger nicht bereit waren, Grundstücke zu verkaufen.

Die Häuser auf der rechten Seite sind teilweise noch erhalten. Die Häuser auf der linken Seite sind fast vollständig abgerissen und in den vergangenen Jahren durch Neubauten ersetzt worden.

 

Funnenkampstraße

Die meisten Gebäude sind noch erhalten. Die Funnenkampstraße ist eine von wenigen Straßen, die den Brand fast unbeschadet überstanden hat. Deshalb ist sie bis heute schmaler als die anderen in der Innenstadt und auch noch leicht gekrümmt.

Die Funnenkampstraße gehörte in früherer Zeit nicht zur eigentlichen Stadt. Hier begann die Heide, ein Gebiet, das erst später besiedelt wurde.

 

Heide
Die Heide war ein Gebiet im westlichen Teil Olfens mit viel Heidegrund.
Im 19. Jahrhundert wurde es durch mehrere Teilungen an die Bewohner vergeben. So entstand die heute noch zum Teil sichtbare Aufteilung in kleine Parzellen.

Lange Zeit prägte das Schusterhandwerk die Funnenkampstraße.

 

1908 sollte hier der „Hauptbahnhof“ von Olfen gebaut werden. Aus den Bauplänen wurde allerdings nichts: Weder die Strecke zwischen Ahlen und Bochum noch die Strecke von Bochum nach Münster wurde realisiert.

 

Neue Straßennamen
Die Ansichtskarte weist zudem eine Besonderheit auf. Sie wurde überstempelt. Vermutlich stammt sie aus der Zeit des Nationalsozialismus. Damals hieß die Straße „Adolf-Hitler-Straße“. Ebenfalls umbenannt wurden die Oststraße in „Horst-Wessel-Straße“ und der Marktplatz in „Hindenburgplatz“. Bereits kurz nach dem Einmarsch der Amerikaner Ostern 1945 wurden die Straßenschilder wieder abmontiert und die Straßen erhielten ihre alten Namen zurück.

 

Diese Karte muss also kurz nach dem Krieg verkauft worden sein. Da viele Güter knapp waren, konnte nicht alles sofort neu hergestellt werden. So behalf man sich offensichtlich damit, die NS-Bezeichnung zu überstempeln. 

 

Freiherr-vom-Stein-Straße

Ein Großteil des Platzes ist erhalten. Hier befindet sich seit einigen Jahren der Olfener Festplatz, auf dem das Schützenfest und Karneval gefeiert werden. 

 

Nordstraße

Die Nordstraße war einst die Hauptverbindungsstraße zwischen der Olfener Heide und dem Stadtkern. Hier fanden sich zahlreiche Handwerker, Geschäfte und Gaststätten. Daher wurde sie als erste Straße in diesem Bereich um 1910 gepflastert, alle anderen Straßen waren Wege aus Sand oder Schotter.