Olfener Kneipen damals

Rauschenburg

 

Die Rauschenburg

In der Bauerschaft Sülsen und lag ca. 150 Meter in westlicher Richtung von der jetzigen, neuen  Lippebrücke (B235) entfernt das Rittergut Rauschenburg.

Der Name der Rauschenburg könnte entstammen von den Bezeichnungen Russenberch oder Ruissenborg und bedeutet nach münsterländischer Mundart nicht anderes als Binsen. Die Wortteile berch oder borg stehen für Burg. Die somit entstandene Benennung stimmt mit dem damaligen biotopischen Landschaftsbild überein.

 

Furth und Fähre

Schon die Römer hatten hier in der Nähe der Furth ein Lager eingerichtet. Das beweisen die Ausgrabungen.

 

In unmittelbar in Nähe der Furth stand die Ritterburg Rauschenburg. Da die Strömung hier sehr reißend war, hat man die Fähre 300 Meter oberhalb der Ritterburg verlegt. Im Jahre 1822 wurde ein Fährhaus an dieser Stelle erbaut und Theodor Heinrich und Franz Josef Tenkhoff betrieben bis 1859 gemeinsam den Fährbetrieb . Ab diesem Zeitpunkt übernahm Franz Josef Tenkhoff die Fähre und errichtete einen Ausschank. Die Leute, die übersetzen wollten, konnten hier mit Getränken und wahrscheinlich auch Essbarem versorgt werden.

Vom Fährhaus Rauschenburg wurden die Städte Olfen, Lüdinghausen, Senden und Datteln mit Waren versorgt. Es wurde mit Thaler, Silbergroschen und Pfennig bezahlt. Die Kontroll- und Überwachungsfunktion hatte der Baron von Twickel.

 

Brücke

1875 beschloss der Kreistag den Bau einer festen Brücke über die Lippe. Sie wurde ca. 100 Meter weiter stromaufwärts der Fähre erstellt. Am 01.02.1878 konnte sie dem Verkehr übergeben werden. Mit dem Bau der Brücke rückte auch die Restauration näher an die Brücke um hier den Brückenzoll kassieren zu können.

Auch nach Fertigstellung der neuen Lippebrücke musste noch jahrelang von jedem Passanten ein Brückengeld gezahlt werden, welches vom Baron von Twickel erhoben wurde. 

 

Schiffbarkeit der Lippe

Die Schiffbarkeit der Lippe nutzen bereits die Römer. Schon 1462 bestand in Dorsten ein kurfürstlich-kölnischer und ein städtischer Lippezoll. Im Jahre 1479 blühte hier das Schiffsbaugewerbe und schon 1526 fuhren 225 zahlende Schiffe an der Dorstener Zollstelle vorbei.

Wie Dorsten erhoben auch Haltern, Rauschenburg (nachweislich schon 1600) sowie Vogelsang eine Abgabe von Fahrzeugen auf der Lippe.

 

Transportiert wurden Holz- und Getreide, Erz und Salz und insbesondere rheinische und holländische Waren. Die Schifffahrt auf der Lippe kam ganz zum Erliegen, als 1899 der Dortmund-Ems-Kanal eröffnet wurde, sowie der Wesel-Datteln-Kanal im Jahre 1915/1930.

 

Zeche Emscher Lippe
Als am 01.09.1902 der erste Spatenstich auf der Zeche Emscher Lippe in Datteln erfolgte und im Jahre 1906 die erste Kohle gefördert wurde, wuchs die Bevölkerung der Stadt um einige Tausende an. Vor allem Arbeiter aus Polen, Schlesien und Ostpreußen siedelten sich hier an.

 

Durch die vielen Zugezogenen war die Rauschenburg zu einem beliebten Ausflugsziel geworden. Der Garten mit Halle und Kegelbahn war einer der damaligen Anziehungspunkte.

 

Besetzung durch die Franzosen

Noch einmal wurde ein Schlagbaum an der Lippebrücke errichtet , als die Franzosen nach dem ersten Weltkrieg  das Ruhrgebiet besetzten und hier jeglichen Verkehr kontrollierten bzw. gänzlich unterbanden.

Die Kommandantur und die Posten  hatten sich in der Gaststätte Zur Rauschenburg einquartiert. Die Familie Tenkhoff  musste Platz machen und in den ländlichen Anbauten umziehen um dort zu wohnen.

Die Besatzung durch die Franzosen dauerte von 1923 bis 1925.

 

Fischteich

Auf einer guten regionalen Speisekarte gehört natürlich auch der Fisch. Damit der Nachschub an Fisch auch gewährleistet war, wurde im Jahre 1914 ein eigener Fischteich angelegt, der auch heute noch vorhanden und mit Fischen besetz ist.

 

Am 01.04.1945 wurde die Lippebrücke von deutschen Truppen gesprengt. Um nach dem Krieg den zivilen Verkehr aufrechtzuerhalten, wurde wieder ein Fährbetrieb eingerichtet. Fährmann wurde August Tenkhoff, genau wie seine Vorfahren. Der Fährbetrieb dauerte insgesamt 3,5 Jahre.

 

Es wurden die Pfeiler der alten Brücke mit einer Eisenbetondecke verbunden, so dass die Brücke wieder passierbar war. Im September 1948 wurde die Brücke wieder dem Verkehr übergeben.

 

Die neue B 235

Durch die Begradigung und Verbreiterung der B 235 mit der neuen Lippebrücke (Einweihung September 1968), die nun 200 m flussabwärts bestand, sah sich der Gastwirt in seiner Existenz bedroht und fühlte seine Gastwirtschaft "am Ende der Welt“.

Wie im Zeitungsartikel vom Mai 1968 beschrieben überlegten August und Martha Tenkhoff, die Gastwirtschaft ca. 100 Meter nördlich zu verlegen, da wo sich die neue und alte Bundesstraße treffen. Diese Gedankenspiele wurden aber, insbesondere durch die nächste Generation, nach Übernahme der Verantwortung durch Ferdi und Marlene Tenkhoff im Jahre 1970 schrittweise wieder aufgegeben.

Allerdings erforderte der Verbleib am alten Standort ein neues Konzept. Ausgehend von einer Durchlaufkundschaft musste ein neuer Schwerpunkt mit Stammgästen entwickelt werden, die die Ruhe und idyllische Lage an der Lippe liebten.

 

Heutiger Betrieb
Der Betrieb wird heute, nach dem Tod von Ferdi Tenkhoff im März 2010, in der 5. Generation von Franz Josef Tenkhoff geführt. Der gelernte Maschinenbauer übernahm am 01.01.2007 die Verantwortung für das Hotel und Restaurant. Da er seinen Eltern über viele Jahre in der Gastwirtschaft geholfen hatte, war die neue Aufgabe für ihn kein absolutes Neuland. Er wird von seinem jüngeren Bruder Ludger als Chefkoch unterstützt.

 

Neben einer großen Zahl von Stammkunden gehören alle Arten von Familien- und Betriebsfeiern sowie Jagdgesellschaften zum Kerngeschäft. Ebenfalls hat der Sülsener Schützenverein hier sein Vereinslokal.

 

Durch mehrere zum Teil überregionale Radfahrwege (z.B. Römer-Lippe-Tour) sind zunehmend auch Radfahrer gern gesehene Gäste im Hotel und Restaurant Zur Rauschenburg.

 

Quelle: Vortrag von Theo Watermeier am 02.04.19