Olfen seit der Frühzeit

eine kurze Übersicht

Steinzeit

Das heutige Stadtgebiet Olfens war schon während der Stein- und Bronzezeit besiedelt. Funde, insbesondere Geweihwaffen aus dem Bett der Lippe, beweisen das.

Wer diese Menschen waren, die dort siedelten und wohin sie gezogen sind, wissen wir nicht.

Erst während der römischen Kaiserzeit werden die hier lebenden Menschen zumindest als Stamm genannt: die Brukterer. Sie haben sicherlich - zahlreiche Funde auf Olfener Gebiet beweisen das - Handel mit den Römern getrieben, die in unmittelbarer Nachbarschaft in Augusteischer Zeit das Kastell in Haltern erbauten.

Auch wenn es den Römern nicht geglückt ist, ihr Herrschaftsgebiet weiter als bis nach Haltern - und das auch nur für kurze Zeit - auszudehnen, so gab es doch intensive Handelsbeziehungen mit den Germanen.

 

836

Da die Olfener Kirche dem heiligen Vitus geweiht ist, kann sie erst nach 836 entstanden sein, also nach der Überführung der Reliquien des heiligen Vitus nach Corvey.

Über ihr Aussehen wissen wir nichts, ohnehin gibt es für die folgenden Jahrhunderte nur spärliche Überlieferungen.

 

889 überlässt König Arnulf dem Bischof Wolfhelm von Münster zum Eigentum, was seines Rechtes war: In den Gauen, die Gifaron und Reindi heißen, alles, was zwischen den Orten Seliheim (Selm) und Solison (Sülsen) Wolfhelms Brüder als Lehen gehabt haben mit Hof und Haus und allen Gebäuden, mit Familien und Arbeitskräften beiderlei Geschlechts.

 

Schon Anfang des Jahres 889 hatte Bischof Wolfhelm seinen und seiner Brüder Besitz in Olfen, Kirche, Hof und Ländereien, dem Dom zu Münster vermacht. Das wurde öffentlich in der Kirche St. Vitus zu Olfen verkündet.

Nachdem Wolfhelm von einer schweren Krankheit genesen war, überlegte er es sich anders und schenkte seinen Besitz in Olfen, die Ortschaft mit dem Oberhof und 30 Familien, dem Kloster Werden.

Am 16. Oktober 889 traf sich Bischof Wolfhelm mit seinen Brüdern und dem Abt von Werden, der die Reliquien des heiligen Liudger mitbrachte, in Olfen und verkündete diese Schenkung.

Besonders bemerkenswert ist bei diesen Vorgängen, dass es

1. zu jener Zeit bereits eine Kirche gab,

2. ein Oberhof als Keimzelle des Ortes ebenfalls vorhanden war,

    obwohl er in den Werdener Heberegistern nicht vermerkt wird.

 

1166 wird ein Pfarrer Hoyes zu Olfen genannt.

Auch über die Familie von Olfen, die möglicherweise mit den Lüdinghausen-Wolf verwandt ist, wissen wir nur wenig.

 

1222 wird Konrad von Olfen genannt, der einen Zehnten zu Seppenrade der Kirche St. Aegidii in Münster überlässt.

 

1265 wird der Oberhof Olfen, das Zentrum der Verwaltung für ein größeres Gebiet, Eigentum des Domkapitels zu Münster, und das Patronatsrecht über die Pfarrstelle fällt dem Dompropst zu. Olfen ist in das Abgabenverzeichnis des münsterischen Domkapitels aufgeführt.

Bis in die frühe Neuzeit fließen die Nachrichten über den Ort nur spärlich.

 

1313 wird im„Registrum bonorum“ der Diözese Münster das jährliche Einkommen der Pfründen aus Olfen mit 10 Mark angegeben.

 

1323 gesteht Bischof Ludwig von Münster dem Grafen Engelbert von der Mark Gericht und alles Gut im Kirchspiel Olfen zu.

 

1498 wird in einer Kopfsteuererhebung die Zahl der Kommunikanten in Olfen mit 483 angegeben.

 

1569 wird Olfen das erste Mal als "Wigbold" bezeichnet, also nicht mehr nur als Kirchspielort, sondern als Ort mit beginnender Ausprägung zu städtischem Leben. Olfen werden die Wiglold-Rechte (Markt) verliehen.

 

1581 wird diese Bezeichnung wiederholt.

 

1586 heißt es in einem Siegel 'des frien beldes Olfen'.

Doch in einer Urkunde des gleichen Jahres zur Bewilligung von Jahrmärkten wird der Ort mit "Wigbold" bezeichnet; auf dem Rückvermerk dieser Urkunde heißt es:

Original Reversal scheffen und gemeinheit des Wigboldts zu Olffen, wegen dern Inen bewilligten zweien Jarmarkten

Damit tritt ein wirklich städtisches Gemeinwesen zumindest in Ansätzen hervor, das wohl auch bald eigene Rechte beansprucht.

 

1592 beginnen wegen unruhiger, kriegerischer Zeiten - in den spanisch-niederländischen Krieg wird auch das eigentlich neutrale Fürstbistum Münster einbezogene - die Olfener mit der Anlage einer Befestigung.

In den Akten über diesen Vorgang werden Bürgermeister, Schöffen und Gemeinsleute genannt, die vom Landesherrn mit schweren Strafen bedroht werden, wenn sie mit der Befestigung fortfahren.

 

1601 wird wegen der immer bedrohlicher werdenden Überfälle - die Spanier und die „Staatischen“ (Niederländer) überfallen mehrfach den Ort - unter Bürgermeister Bilholt (550 Einwohner) eine richtige Stadtbefestigung mit Toren gestattet.

Seitdem gibt es das Stadtgericht.

Noch bis zum Ende der fürstbischöflichen Zeit wird Olfen als Wigbold oder auch als Flecken bezeichnet.

 

1655 erhält Olfen erhält eine Poststation auf der Postverbindung Berlin - Kleve.

 

1787 hatte nach der Polizeiordnung von 1787, die diejenige aus dem Jahr 1682 bestätigte, jedes alte Bürgerhaus Rechte in der Olfener Mark:

Danach gab es 146 Bürger 1. Klasse, sieben Bürger 2. Klasse, sechs Bürger 3. Klasse (Besitzer von Häusern, die in ganz neuer Zeit erbaut worden waren) und 28 Bürger 4. Klasse (Heuerlinge oder Mieter).

Nach diesen vier Klassen wurden die gemeinschaftlichen Anteile der Weide für Kühe, Ochsen und Kälber in der Olfener Mark abgestuft.

 

1801 kann man kann durchaus von einem Ackerbürgerstädtchen sprechen, das kurz vor dem Ende der fürstbischöflichen Zeit zu den Minderstädten (Orte mit eingeschränktem Stadtrecht) gerechnet wird.

Die kurze napoleonische Zeit, während der Olfen zum Großherzogtum Berg gehörte, brachte große Umwälzungen, doch an der Stellung des Ortes änderte sich nicht viel.

Bedeutend war die Übernahme der Verwaltung durch das Königreich Preußen.

 

1816 war der Oberhof Olfen war schon nach der Säkularisation an den preußischen Staat gefallen und kam durch Tausch an den Freiherrn vom Stein auf Schloss Cappenberg.

 

1820 wird Olfen dann endlich auch in den Verordnungen des Oberpräsidenten von Westfalen zu den Städten gerechnet, obwohl es auch für die preußische Zeit keine formelle Stadtrechteverleihung gibt.

 

1857 war das herausragende tragischste Ereignis im 19. Jahrhundert der große Stadtbrand; 89 bewohnte Häuser, darunter das Rathaus, das Postgebäude und die Apotheke, brannten ab, dazu vier Brennereien, ein Laboratorium und 48 Nebengebäude.

Der Wiederaufbau vollzogt sich nur langsam, zumal durch eine neue Straßenführung der Ortskern ein mehr städtisches Gepräge erhalten sollte, was dann auch geschah.

In diese Bemühungen, der Bezeichnung „Stadt“ gerecht zu werden, fallen auch die mehrfach unternommenen Vorstöße, an das Eisenbahnnetz angeschlossen zu werden, die aber alle misslangen.

Die Bezeichnung „Stadt“ ist auch in der Folgezeit immer wieder angezweifelt worden, so zu Beginn und in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Jedoch sind die Versuche der Regierung zu Münster, der Stadt ihre Rechte abzusprechen, im Sande verlaufen.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges ist die Stadt im Grunde ein Ackerbürgerstädtchen geblieben und hat auch die schweren Kriegszeiten relativ unversehrt überstanden.

 

1884 Gründung der Spar- und Darlehnskasse

 

1885 Einweihung der Pfarrkirche St. Vitus

 

1892 - 94 Bau des Krankenhauses

 

1898 Gründung der Sparkasse

 

1892 - 99 Bau des Dortmund-Ems-Kanales. Olfen wird Hafenstadt.

 

1905 Stadtwappen, Dienstsiegel und Urkunde über die Stadtrechte.

1907 Anschluss an die zentrale Wasserversorgung

 

1912 Anschluss an das Stromnetz

1913 Straßenbeleuchtung komplett elektrisch

 

1928 - 29 Bau des Pfarrgemeindezentrums 'Leohaus'

 

1934 Bau der Neuen Fahrt des Dortmund-Ems-Kanals (ca. 4.000 Einwohner)

 

1945 steigen nach dem Krieg die Einwohnerzahlen durch die einströmenden Flüchtlinge rapide an, die Stadt breitet sich aus, neue Wohngebiete werden erschlossen, der Stadtkern erhält durch Sanierung und Neubau etlicher Häuser ein ganz neues Aussehen.

Durch die Ansiedlung neuer Betriebe finden viele Menschen Arbeit.

Die Schaffung von Erholungseinrichtungen beschert der Stadt einen stetig wachsenden Fremdenverkehr, der nicht zuletzt durch die schöne naturgegebene Lage an Stever und Lippe inmitten der münsterländischen Parklandschaft begünstigt wird.

 

1953 Einweihung der evangelischen Christuskirche

 

1967 - 2002 besteht eine Partnerschaft zur in Dülmen stationierten Stabsbatterie des 7. Artillerieregiments.

Das Olfener Wappen wird genehmigt.

 

1975 werden bei der kommunalen Neuordnung Olfen und Vinnum mit Brief, Siegel und Wappen als "Stadt" bezeichnet. Die Gemeinde Kirchspiel Olfen wird in die Stadt Olfen eingemeindet.

 

1980 Anschluss an die Gasversorgung

 

1986 Bau der Südumgehung (B235)

Teilweise Trockenlegung der 'Alten Fahrt'

 

1989 Bau der Stadthalle

 

1991 Errichtung der Wolfhelm-Gesamtschule (ca. 10.000 Einwohner)

 

Quelle: KREIS COESFELD, Laumann-Verlag Dülmen + Bernhard Wilms, Heimatverein Olfen

 

um 1980 fand jährlich neben der alten Fahrt des Dortmund-Ems-Kanals ein Bobby-Car-Rennen statt.

 

2008 finden über zwei Jahre Ausgrabungen am heutigen Naturfreibad statt. ► ...

 

2010 wird das Naturbad Olfen eröffnet mit 4,8 ha Erholungs- und 1.400 m² Wasserfläche. ► ...

 

2015 löst Wilhelm Sendermann (CDU)  Bürgermeister Josef Himmelmann ab - ohne Gegenkandidaten.

 

2019 Skate-Park an der Steveraue wird fertiggestellt

 

HPD


Olfens erste Erwähnung Jahre 889

Vortrag von Prof. Dr. Arnold Angenendt

Trotz der Hitze sind viele Zuhörer gekommen, den interessanten Ausführung zuzuhören - Foto: HPD

13.07.10 - Heimathaus

Prof. Dr. Arnold Angenendt, emeritierter Kirchenhistoriker der Kath. Theologischen Fakultät der Universität Münster, hält im Heimathaus einen Vortrag.

 

Pastor Bernd de Baey hatte vor längerer Zeit seinen früheren Kirchengeschichtsprofessor angesprochen und angefragt, ob er sich der Geschichte der Ersterwähnung Olfens noch einmal annehmen könnte.

 

Für die Geschichte des Bistums Münster ist diese Ersterwähnung im Jahre 889 von besonderer Bedeutung. Stiftet doch Bischof Wolfhelm, der 6. Bischof von Münster, seinen elterlichen Besitz der Kirche von Münster bzw. dem Stift Essen-Werden, dem Begräbnisort des ersten Bischofs von Münster, Bischof Liudger. Auf den 20. Januar 889 ist diese Schenkungsurkunde datiert, die zugleich die urkundliche Ersterwähnung des Ortes Olfen sowie verschiedener anderer Orte, wie Roxel, Selm, Sülsen, Buldern und Gievenbeck darstellt.

 

Bischof Wolfhelm hat für das Bistum Münster besondere Bedeutung, da er der erste Bischof ist, der auch aus dem Gebiet des Bistums stammt und damit als dem Stamm der Sachsen zugehöriger erster einheimischer Bischof gilt. Seine Vorgänger gelten als so genannte Missionsbischöfe, die allesamt aus schon vor längerer Zeit christianisierten Gebieten kamen.

 

Professor Angenendt geht in seinem Vortrag auf den Gründerbischof des Bistums ein. Sein Hauptaugenmerk richtet er auf die Schenkung des Bischofs Wolfhelm. Der Abend war damit für alle heimatkundlich und kirchengeschichtlich Interessierten hoch interessant.